Kopfzeile

Inhalt

Lisette Ruepp

Lisette Ruepp
Lisette Ruepp  (Quelle: www.portraitarchiv.ch)

Viele Sarmenstorferinnen und Sarmenstorfer hätten wohl schon vor dem Freilichtspiel «De Chlostermetzger» einiges über das «Muetterli» zu erzählen gewusst. Mit der vom Wohler Journalisten und Autor Jörg Meier verfassten und vom Lenzburger Regisseur Mark Wetter umgesetzten Annäherung an den «verlorenen Sohn» Augustin Keller ist auch Lisette Ruepp (1790–1873) wieder richtig in das Bewusstsein der einheimischen Bevölkerung zurück gekehrt. Schon einige Monate vor dem Freilichtspiel wurde am «Muetterlihus» – wo die Inszenierung im Frühsommer 2006 aufgeführt wurde – eine Gedenktafel montiert, welche an das Wirken von Lisette Ruepp erinnert. Lisette Ruepps enge Verbindung zum Aargauer Staatsmann und Seminardirektor Augustin Keller hat wohl mit dazu beigetragen, dass sie im Freiämter Dorf während Jahrzehnten etwas in Vergessenheit geraten ist. Keller gilt als Verantwortlicher für die 1842 erfolgte Aufhebung der Aargauer Klöster und wurde deshalb in seiner katholischen Heimat von vielen bis in die heutige Zeit geächtet. Vielleicht hatten die Sarmenstorfer aber auch gewisse Vorbehalte gegenüber dieser starken und eigenständigen Frau.

Denn eine solche war Lisette Ruepp ganz bestimmt. Die gebürtige Zugerin besuchte Pestalozzis Internat in Yverdon und ehelichte später den Sarmenstorfer Arzt Alois Ruepp. Nach dessen frühem Tod betrieb sie ab 1834 bis 1853 im Doktorhaus ein Mädcheninstitut, in dem auch Lehrerinnen für die Volksschule ausgebildet wurden und in dem die Grundsätze Pestalozzis hoch gehalten wurden. Die von der starken Persönlichkeit der Leiterin geprägte Privatschule erlangte weit über den Aargau hinaus einen sehr guten Ruf. Den Namen «Muetterli» hat Lisette Ruepp erhalten, weil sie sich nicht nur um die Töchter in ihrem Institut und die eigene Kinderschar, sondern ebenso um die Bedürftigen im Dorf kümmerte.

Wohl nicht zuletzt deshalb, weil das Sarmenstorfer Ärztehepaar für Augustin Keller wichtige Bezugspersonen und Förderer seiner akademischen Laufbahn war, hat Kellers Tochter Gertrud Villiger-Keller später ein Lebensbild von Lisette Ruepp verfasst. Darauf wiederum basiert das 1935 erschienene, in 11 Auflagen gedruckte Erfolgsbuch von Josef Reinhart, «Mutterli». Die beiden Werke haben Lisette Ruepp in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts für viele Frauen zu einer prägenden Identifikationsfigur werden lassen.

Im Rahmen der Vorbereitungen zum Freilichtspiel «De Chlostermetzger», welches aus Anlass von Augustin Kellers 200. Geburtstag initiert und im und ums «Muetterlihus» aufgeführt wurde, entstand die Idee, das vergriffene Reinhart-Buch neu aufzulegen. Auf Anregung von Hans Ulrich Glarner, Chef Abteilung Kultur des Departements Bildung, Kultur und Sport des Kantons Aargau, hat sich der Gemeinderat Sarmenstorf dafür entschieden, es nicht allein bei einem Nachdruck bleiben zu lassen, sondern ein umfassendes Werk über das Leben und Wirken von Lisette Ruepp erarbeiten zu lassen. Eine initiative Arbeitsgruppe hat die Idee konkretisiert, und eine Reihe von Geldgebern hat sich für das Werk begeistern lassen. Der Gemeinderat Sarmenstorf dankt allen Beteiligten für das grosse Engagement sehr herzlich.

Nicht nur die Gedenktafel am «Muetterlihus» soll auf das Werken von Lisette Ruepp hinweisen. Auch mit dem vorliegenden Buch will der Gemeinderat Sarmenstorf dafür sorgen, dass spätere Generationen noch wissen, wie dieses alte Herrschaftshaus im Dorfzentrum zu seinem Namen kam, wer dort gelebt hat, wer ein- und ausging und was diese Menschen einst für wichtige Rollen im Kanton Aargau und für die Schweiz gespielt haben. Die Spuren ihres Wirkens reichen über mehr als 200 Jahre bis in unsere Gegenwart.

Muetterlibuch


Das Buch kann bei der Gemeindekanzlei Sarmenstorf bezogen werden.

 

Mehr zum Thema

 

 

 

Icon